Das Dampflokausbesserungswerk Braunschweig Das AW Bwg Teil 2 c Die Dampflokverschrottung Rettungsversuche für das Werk Die letzte 01 im AW Bwg Oben sehen Sie die 01 1063, die als letzte Dampflok im AW Braunschweig instandgesetzt wurde. Eine für alle Beteiligten sehr merkwürdige Szenerie.  Nach all der Zerlegung und Auflösung wieder eine Lok, an der richtig gearbeitet wurde und dann noch eine 01, wie zu den besten Zeiten des Werkes.  Die Hallen waren schon weitestgehend leer. Und es fehlten mittlerweile auch die Maschinen für eine betriebsfähige Instandsetzung, aber das sollte ja  auch nicht geschehen. Im Vordergrund der Feuerbüchse einer auf dem Nebengleis zerschnittenen Lok. Dahinter steht die 01 1063 wie ein leuchtender  Stern in all den Trümmern der Zerlegung und Auflösung. Gerade deshalb haben sich die Braunschweiger mit dieser ihrer letzten Maschine, die zu ihrem  Denkmal werden sollte, besondere Mühe gegeben. Durch einen besonders dauerhaften Lack erhielt sie nicht nur ihren alten Glanz zurück, durch den  Einbau eines Trafos  leuchteten nachts auch ihre Stirnlampen und sogar die Triebwerksbeleuchtung. Damals wurde hier mit der 01 1063 eines der  schönsten Dampflokdenkmäler unseres Landes geschaffen. Leider ist die Lokomotive heute (Stand 2012) in einem sehr schlechten Zustand. Der vor  einigen Jahren lieblos neu aufgebrachte Lack hält den Rostfraß nicht zurück und auch die schöne Beleuchtung ist aus Kostengründen schon lange nicht  mehr in Betrieb. Die Vandalismusschäden tuen ihr Übriges.   Als sie am 28. April 1977 das Werk als letzte ausbesserte Dampflok verließ und als Denkmallok 01 1063 vor dem Braunschweiger Hauptbahnhof  aufgestellt wurde, war auch in Braunschweig endgültig Schluss mit der DB Dampflokära. Damit konnte dieses Ausbesserungswerk auf eine 50 Jahre  dauernde Betriebsgeschichte zurückblicken, die von zahlreichen Besonderheiten des deutschen Dampflokbaus geprägt war. Wie z.B. Maschinen mit  Mehrzylindertriebwerken oder Stromlinienverkleidungen auch Prototypen mit Dampfkolbenantrieb gab es hier und nicht zuletzt alle ölgefeuerten  Dampfloks der Deutschen Bundesbahn waren in Braunschweig zu Gast.      Mehr über die Geschichte der Denkmallok erfahren Sie auf der Seite   1974-1977 Die Dampflokverschrottung im AW Bwg In vielen Berichten lese ich immer wieder diese oder jene Lok wurde dann und dann Z gestellt und dann verschrottet. Interessant ist aber auch zu  wissen, wann sie genau zu Alteisen wurde. Diese Liste zeigt hier mal wieder die Deutsche Gründlichkeit und gibt Aufschluss über den genauen  ”Todeszeitpunkt” der im AW Braunschweig zerlegten Dampflokomotiven und Tender. Sie zeigt auch in welch großem Umfang und in welch einer  Geschwindigkeit alleine hier in Braunschweig “Kernschrott” hergestellt wurde.   Diese Verschrottungsaktionen führen sich in gleichem Ausmaß bis 1977 fort. Zum Schluß wurden allerdings nur noch wenige Dampfloks zerlegt, ab  1976 lag der Verschrottungsschwerpunkt auf Güterwagen, Bahndienstwagen und Sonderfahrzeugen wie z.B. einem Schneepflug oder die vom  Braunschweiger Rbf bekannten Bergbremswagen. Der Schneepflug wurde bereits in der 16 Woche 1974 zerlegt interessant waren die alten  Fachwerkdrehgestelle dieses Fahrzeuges. Als es zum Schluß keine Dampfloks und Tender mehr zu zerlegen gab, wurden Bahndienstfahrzeuge  zerschnitten. Nur war es bei denen nicht so einfach, da nicht alles aus Metall bestand. Man zündete kurzerhand die Wagen an, wartete bis sie  ausgebrannt waren und zerschnitt dann das metallene Gerippe. Von Weitem wirkte das AW  wegen der Rauchwolken wieder so, wie zu sein besten  Zeiten. Heute unvorstellbar, aber damals war es wahrscheinlich auch eine art Ventil, um den Frust abzulassen. Schließlich wurden hier Instandhalter zu  “Zerstörern” degradiert.   1974 Das baldige Ende der Dampflokunterhaltung In der zweiten Jahreshelfte 1974 hat das Werk Trier seine Dampflokunterhaltung aufgegeben. Das Werk Braunschweig wurde somit zum letzten  verbliebenen Dampflok AW der Deutesen Bundesbahn. Vom Werk Trier wurden die letzten 50er und 23er übernommen. Somit war wieder eine neue  Baureihe im AW Bwg gelandet. Allerdings, wurde nur eine 23er ausgebessert. Die 023 043 erhielt als letzte ihrer Art eine L0. Sie verließ das Werk im  Januar 1975.  Damit begann eines der traurigsten Kapitel des Ausbesserungswerkes Braunschweig und seiner Belegschaft. Ab 1975 traffen aus ganz  Deutschland Schrottzüge mit Z-Loks in Braunschweig ein. Schon bald standen auf jedem Braunschweiger Bahnhof lange Züge mit ausgemusterten  Dampflokomotiven aller Baureihen. Die jetzt nicht mehr für die Dampflokunterhaltung benötigten Schlosser, hatten jetzt die Aufgabe, die  Lokomotiven  im AW Braunschweig zu zerlegen.  Viele Arbeiter, die mit der Zerlegung beauftragt wurden, betrachteten diese Tätigkeit als Erniedrigung und Schande ihrer selbst und der des AW  Braunschweig. Jahrzehntelang stand das AW Bwg für höchste Qualität und Genauigkeit in der Dampflokausbesserung. Jene hochqualifizierten  Facharbeiter, die ihre Arbeit an den Damplokomotiven noch als Berufung sahen und nicht nur als Job, mussten die selben Loks zerschneiden, die von  ihnen selbst jahrelang sorgsamst gepflegt und gewartet wurden. Teilweise weigerten sich Kollegen, die z.B. in der Achswerkstatt tätig waren, Räder  und Achsen mit dem Schneidbrenner zu zerlegen. Diese Mitarbeiter zerschnitten dann andere Teile. Parrallel zu den nun beginnenden Verschrottungen  wurden aber immer noch L2 Ausbesserungen an Ölloks durchgeführt. Wie schon auf der vorhergehenden Seite erwähnt, verließen in der ersten  Jahreshälfte 1975 immerhin noch L2 ausgebesserte Lokomotiven das Werk.  Es sind die Maschinen 042 018, 042 073, 042 308 und 042 360. Weiterhin  die 043 087, 043 196, 043 315, 043 903, 043 636, 043 606, 043 321 und die 043 364 als allerletzte L2 des Werkes und der DB. Stellen Sie sich vor, sie  müssten am Vormittag sorgsamst Zylinder Instandsetzen und am Nachmittag an einer anderen Lok gleiche Baugruppen mit dem Schneidbrenner  behandeln. Das da die Frustration sehr hoch war, kann man sich wohl vorstellen.  Rettungsversuche Wie schon erwähnt, sank die Zahl der im Betriebseinsatz befindlichen  Dampfokomotiven bis zum Jahre 1964 um 50 %. Das hatte natürlich auch  die Schließung verschiedener Dampflokomotiv-Ausbesserungswerke zur  Folge. Nun wurde auch darüber nachgedacht, das AW Braunschweig  aufzulösen. Diese Bestrebungen wurden aber immer wieder verschoben,  erstmals 1964 dann 1968 und schließlich 1972. Das endgültige Aus kam  1976 mit dem Ende der Dampflokunterhaltung.  Es gab verschiedene Bestrebungen, das AW Braunschweig  umzustrukturieren, um ihm neue Aufgaben außerhalb der reinen  Dampflokunterhaltung zukommen zu lassen. Es wurde sogar lange Zeit  konkret erwogen, aus Braunschweig eines von drei E-Lok AW’s zu  machen. Daraus wurde aber letztendlich nichts, weil die Struktur der  Hallen einen Fliesbandarbeitsablauf vorsahen, demgegenüber für die E-  Lok Unterhaltung in den Werken älterer Bauform der traditionelle  Boxenbetrieb üblich war (Heute noch im Werk Meiningen anzutreffen).  Die zweite große Chance für das Braunschweiger Werk wäre die geplan-  te Umrüstung der Güterwagen auf automatische Mittelpufferkupplung  gewesen. Leider wurde dieses Vorhaben wegen des Einspruchs anderer  europäischer Bahnverwaltungen, insbesondere der SNCF (Frankreich),  nicht umge- setzt. Allerdings gab es schon Durchlaufversuche von  Güterwagen durch das Dampflokwerk Braunschweig. Das rechte Bild zeigt  den ersten Wagen dieser leider erfolglosen Versuche, das Werk zu  erhalten.  Damit war auch der letzte große Hoffnungsträger für einen  Weiterberieb des Werkes vom Tisch.  Mit dem Fortschreiten des Strukturwandels wurde auch die Wichtigkeit der Dampflokausbesserung immer mehr eingeschränkt. Anfang der 60er Jahre  wird die Schadgruppe L4 ( Hauptuntersuchung ) für Dampfloks abgeschafft. Kleines Trostpflaster, die L3 wird ein klein wenig aufgewertet. Zu dieser  Zeit schließt auch die Kesselschmiede des AW Braunschweig. Zu untersuchende Kessel wurden u.A. nach Bremen verschickt. Im Jahr 1967 wurde nun  auch die L3 eingestellt und somit entfiel die Kesselaufarbeitung völlig. Dafür wurde aber die L2 aufgewertet.  Die stätige Schließung von Dampflokausbesserungswerken hatte eine Umverteilung der noch verbleibenden Baureihen zur Folge. So kam es, dass  Baureihen, wie die 44er, die einst gar nicht oder nur selten im AW Bwg angetroffen wurden, nun die dominierenden Lokomotiven im Werk waren.  Größere Unfallschäden wurden nun nicht mehr repariert und betroffene Lokomotiven wurden der Verschrottung zugeführt. Selbst mit Ölloks wurde so  verfahren. Nicht nur die Dampflokunterhaltung wird eingestellt, daß AW Bwg soll aufgelöst werden.  Im September 1974 wurden erstmals Stimmen in der Braunschweiger  Zeitung laut, die über die drohende Schließung und die komplette Auflösung  des Braunschweiger Ausbesserungswerkes berichteten.  Noch im  gleichen Monat wurde ein Protest gegen den drohenden Verlust  der noch immerhin 550 Arbeitsplätze organisiert. Leider hat damals das  öffentliche Interesse in Braunschweig nur für Seite 6 gereicht.  In der zweiten Jahreshälfte wird der Ausbesserungsbestand immer weniger. Immer mehr Arbeitskräfte haben nun keine Aufgabe mehr im AW  Braunschweig. Die ersten Facharbeiter werden in das AW Hannover Leinhausen versetzt. Das Werk begann, sich jetzt auf Sonderaufgaben  umzustellen. Im AW Bwg, wie es zu der Zeit noch hieß, wurden nun Waggons umgebaut. Dazu gehörten u.a. Brückenbelastungswagen, die aus  ehemaligen Tenderdrehgestellen entstanden. Das AW hatte ja wegen seiner bereits selbst angefertigten Lastprobewagen einige Erfahrung auf diesem  Gebiet.  In der Zeit, als das AW nun “Wagenbauanstalt” war, wurden sogar noch vereinzelnt LO Ausbesserungen durchgeführt. Vornehmlich an Lokomotiven  von Eisenbahnfreunden, die ihre letzte Chance nutzten, eine fachgerechte und hochqualitative Arbeit aus dem DB Werk Braunschweig zu bekommen.  Die beiden Lokomotiven 24 009 und 24 083 waren solche Fälle. Desweiteren wurden Fristenarbeiten vom BW Braunschweig übernommen, z.B. Kessel  Auswaschen. Hauptsächlich wurde allerdings verschrottet.  Die allerletzte Aufarbeitrung im Werk Braunschweig.